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Sommer-Bypass in der Lüftungsanlage – was bringt er?

Sommerbypass in der Lüftungsanlage
Sommerbypass in der Lüftungsanlage
Photo by Sebastian Schaper

Wozu ein Sommer-Bypass?

Wir haben in unserer Lüftungsanlage Pluggit AP 310 den automatischen Sommer-Bypass verbaut. Der Bypass wird automatisch geöffnet, wenn im Sommer die Temperatur im Haus (gemessen anhand der Ablufttemperatur) eine gewisse Temperatur überschreitet und es gleichzeitig draußen kühler ist als drinnen. Dadurch wird die einströmende Luft am Wärmetauscher der Anlage vorbeigeleitet. Deswegen bleibt sie kühl und wird nicht durch die warme Abluft aus dem Haus angewärmt. So profitiert man in der Sommerzeit von den kühlen Nächten, selbst wenn man die Fenster geschlossen lässt, um Insekten, Pollen oder Lärm draußen zu lassen (oder einfach zu faul ist, jede Nacht die Fenster zum passenden Zeitpunkt zu öffnen und zu schließen).

Ist der Sommer-Bypass nicht verbaut, betreibt die Lüftungsanlage in den Sommer-Nächten die normale Wärmerückgewinnung: Die Abluft des warmen Hauses wird im Wärmetauscher abgekühlt und gibt ihre Wärme an die kühle Frischluft ab. Dadurch wird die Wärme effektiv im Haus gehalten. Im Winter ist diese Funktion hoch erwünscht, weil sie Heizenergie spart – im Sommer will man das eigentlich nicht. Der Sommer-Bypass löst das Problem.

Die Anlage besitzt einen Sommermodus. Ist das dasselbe?

Nein. Du kannst allerdings den Sommermodus auch benutzen, das Haus zu kühlen: Wenn Du ihn nachts anschaltest und einige Fenster öffnest (bevorzugt in den Zulufträumen), wird der Zuluftventilator abgeschaltet. Nur noch der Abluftventilator läuft. So wird Luft von draußen durch die Fenster ins Haus gesaugt und durch die Ablufträume und die Lüftungsanlage wieder herausbefördert. Dabei wird wie beim Sommerbypass der Wärmetauscher umgangen. Allerdings kommt durch die geöffneten Fenster nicht nur Luft, sondern auch Staub und Insekten von draußen herein. Diese bleiben beim Einsatz des Sommerbypass in den Filtern der Anlage hängen.

Ist eine Sommer-Kassette dasselbe wie ein Sommer-Bypass?

Nein. Für manche Anlagen wird eine Sommerkassette angeboten. Diese ist ein speziell geformtes Stück Styropor, das im Sommer anstelle des Wärmetauschers in die Anlage eingesetzt wird. So wird im Sommer komplett auf die Funktion des Wärmetauschers verzichtet, es findet also kein Wärmeaustausch zwischen Frisch– und Abluft statt. In der Nacht ergibt sich dadurch die gleiche Funktion wie durch den Sommer-Bypass. Am Tag allerdings kann die Frischluft nicht durch die Abluft aus dem Haus abgekühlt werden. Deshalb ist der automatische Bypass m.E. die bessere Lösung, weil er eine Abkühlung sowohl nachts, als auch tagsüber ermöglicht.

Steuerung

Der Bypass wird nicht per Zeitprogramm gesteuert, sondern über Temperaturunterschiede der verschiedenen Luftströme in der Anlage, nur dann ist eine sinnvolle automatische Steuerung möglich. Es muss eine gewissen Mindest-Temperatur im Haus vorherrschen (also überhaupt ein Bedarf nach Abkühlung), und die Außentemperatur muss um X Grad kühler sein als drinnen. Diese Einstellungen kann man per PC über USB mit dem Programm Pluggit iFlow vornehmen. Im Programm sind die Parameter auch kurz erklärt.

Einige weitere Erklärungen dazu findet man im Bomschtown-Blog. In der Smartphone-App für iOS oder Android oder auf der Folien-Tastatur der Anlage selbst kann man ihn nur manuell ein- oder ausschalten. Das ist natürlich relativ sinnlos, wenn es auch eine automatische Steuerung gibt.

Wie gut funktioniert der Sommer-Bypass?

Smart Home Datenaufzeichnung

In meinem Smart Home zeichne ich viele Messwerte auf, darunter auch die der Sensoren in der Lüftungsanlage. Dadurch kann ich gut nachvollziehen, wie sich der Bypass auswirkt. Diese Aufzeichnung stammt aus dem August 2020, als wir tagsüber eine Höchsttemperatur von ca. 35 °C hatten.

Sommerbypass in der Lüftungsanlage
Sommerbypass in der Lüftungsanlage
Photo by Sebastian Schaper

Unten sieht man in türkis den Status des Bypass. Ist die Linie unten (“tagsüber” von ca. 8:15 Uhr bis kurz nach Mitternacht (!)), ist der Bypass geschlossen, der Wärmetauscher wird also ganz regulär durchströmt. Ist die Linie oben (“nachts” von kurz nach Mitternach bis ca. 8:15 Uhr), ist der Bypass offen, der Wärmetauscher wird umgangen.

Tagsüber: Kälterückgewinnung

Der Effekt durch den Wärmetauscher wird tagsüber deutlich sichtbar. Ist der Bypass geschlossen (oder gar nicht verbaut), wird die sehr warme einströmende Frischluft (rot) im Wärmetauscher durch die ausströmende kühlere Abluft aus dem Haus (blau) immerhin von ca. 37 auf ca. 28 Grad abgekühlt (grün). Das ist die Zuluft, die dann in die Zimmer geht – am Auslass im Raum dürften es dann noch mal ein paar Grad weniger sein. Sprich: Je kühler das Haus noch ist, umso stärker wird auch die eingesaugte Frischluft abgekühlt.

Die Fortluft, die das Haus verlässt, hat durch den Wärmetauscher dann fast Außentemperatur (ca. 2 Grad weniger) (schwarz). Der Wärmetauscher bringt also nicht nur im Winter, sondern auch im heißen Sommer etwas! Kälterückgewinnung sozusagen.

Nachts: Sommer-Bypass ermöglicht Abkühlung

Ist der Bypass in der Nacht dann offen (rechter Teil der Grafik), sieht man sehr schön, dass die kühlere Außenluft (Minimum bei 20 Grad) nicht durch die Abluft des Hauses (blau) erwärmt wird, sondern die Zuluft in die Zimmer (grün) die Temperaturkurve der Außenluft mitgeht. Wäre der Bypass nicht da, wäre die grüne Kurve weiterhin in der Nähe der blauen, also 3-4 Grad höher.

Einschränkungen

Was man auch sieht: Da es in der immer noch warmen Sommernacht zwar abkühlt, aber nur zeitweise und selbt dann nicht großartig unter die Temperatur im Inneren des Hauses, läuft der Bypass nur von ca. 0:00 bis 08:30, also nur 1/3 des Tages. Der “Kühlungseffekt” beschränkt sich also auf einen relativ kurzen Zeitraum. Das wäre bei der Fensterlüftung auch so, da die Außentemperatur außerhalb dieses Zeitfensters gleich oder größer der Innentemperatur war, also gar keine Abkühlung durch die Außenluft möglich war.

Man sieht auch, dass die Ablufttemperatur der Luft aus dem Haus (blau) in der Nacht zwar sinkt, der Effekt aber nicht so riesig ist, wir man vielleicht erwarten würde. Allerdings steigt sie auch am Tag kaum an, obwohl es außen sehr heiß ist. Das ist der kombinierte Effekt des Wärmetauschers am Tag (Kälterückgewinnung) und des Sommer-Bypass (Umgehung des Wärmetauschers) in der Nacht.

Fazit: Man darf vom Sommer-Bypass keine Wunder erwarten, er ist keine aktive Klimaanlage. Aber er verhindert, dass das Haus nachts durch die Wärmerückgewinnung warmgehalten wird und unterstützt so die nächtliche Abkühlung, sogar ohne, dass man die Fenster öffnen muss.

Ergänzende Hinweise zum Sommer-Bypass

Die gemessenen Temperaturen in der Anlage scheinen mir alle 1-2 Grad zu hoch zu sein gegenüber anderen Sensoren im Haus. Außerdem ist die Ablufttemperatur eigentlich zu hoch. Das könnte damit zu tun haben, dass der Technikraum, in dem die Anlage und viele weitere Geräte stehen, ziemlich warm ist. Der Rest des Hauses hatte zu dieser Zeit 23-25 Grad, was bei den herrschenden Außentemperaturen schon ziemlich kühl ist.

Wir setzen neben dem Bypass weitere Maßnahmen zum Hitzeschutz ein. Zum einem werden konsequent und automatisch die sonnenbeschienenen Fenster beschattet, damit die Sonne möglichst wenig Wärme ins Haus einbringt. Zum anderen kühlen wir mit der Wärmepumpe über die Fußbodenheizung. Jede Maßnahme für sich bringt nicht all zu viel, aber diese drei zusammen sorgen für ein sehr angenehmes Temperaturniveau im Haus.

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